Mit Erasmus+ in Vaasa, Finnland

Friseur und Friseurin

Wir sind zwei junge Auszubildende aus Kiel und lernen voller Herzblut den Beruf Friseur/in. Die Möglichkeit nach Finnland zu reisen und dort ein Praktikum zu machen, hat uns Erasmus+ dieses Jahr im September ermöglicht. Was wir da erlebt und gelernt haben? Das erzählen wir dir jetzt!

Die erste Woche fing sehr amüsant an, indem unsere Koffer nicht mit in Vaasa angekommen sind. Schade drum, doch es gibt Schlimmeres… Wir sind also ohne Gepäck zu unseren Apartments gedüst und haben uns, so gut es geht nach der Anreise frisch gemacht. Danach sind wir erstmal alles Nötige einkaufen gegangen. Am ersten richtigen Tag hatten wir ein Treffen in der finnischen Berufsschule „Vamia“, wo wir finnische Auszubildende aus dem Tourismus-Bereich angetroffen haben, die uns dort einen ausführlichen Vortrag über Vaasa, die Berufsschule, das Leben in Finnland und die Kultur gehalten haben.

Anschließend haben die Schüler uns die Schule gezeigt, wir haben das Restaurant „Silveria“ und den Salon „Parcos“ kennengelernt, in dem auch wir die ersten 1,5 Wochen verbracht haben. Wir haben alle zusammen in der Kantine der Schule zu Mittag gegessen und haben im Anschluss kostenlose Fahrräder von der Schule bekommen, die wir die drei Wochen nutzen durften. Damit sind wir zu unseren Apartments gefahren, wo wir unser Gepäck sehnsüchtig in Empfang genommen haben. Wir hatten kurz Zeit, alles auszupacken und einmal duschen zu gehen. Am Nachmittag haben wir uns in der Stadt mit den finnischen Auszubildenden getroffen, da diese uns ihre Stadt zeigen wollten. Dementsprechend sind wir durch ganz Vaasa gegangen, haben Empfehlungen für Restaurants & Cafés bekommen und haben uns ein paar schöne Ecken der Stadt angesehen.

Am zweiten Tag ging es direkt los mit dem Praktikum im Salon „Parcos“, welcher der Salon der Berufsschule ist. Dort durften wir super viele verschiedene Dinge ausprobieren und haben die Unterschiede zur Ausbildung in Deutschland kennengelernt. In Deutschland haben wir das Duale Bildungssystem, welches wir alle befolgen. In Finnland ist man in der Friseurlehre die kompletten drei Jahre in der Berufsschule. Macht im zweiten Lehrjahr ein Praktikum von 6 Wochen in einem richtigen Salon und im dritten Lehrjahr 9 Wochen Praktikum. Noch dazu ist die Schule aufgebaut wie ein echter Salon. Die Schüler dort haben einen Terminkalender und jeden Tag Praxis, die sie an Kunden ausüben.

Wir haben in der Zeit zwei von unseren Mitbewohnern „verschönert“, durften an Übungsköpfen alles ausprobieren was wir wollten. Dementsprechend haben wir unsere Köpfte komplett bunt gefärbt, einen ungewöhnlichen Schnitt verpasst und aufwendig gestylt. Ansonsten haben wir den Azubis aus Finnland über die Schulter geguckt und feststellen können, dass diese doch andere Herangehensweisen haben als wir. Zum Beispiel beim Ansatzfarbe auftragen. In Deutschland gibt es den Kreuzscheitel, auch A- und B-Achse genannt, wo wir Partie für Partie abteilen und die Farbe auftragen. In Finnland fangen sie im Nacken an und teilen Partien ab, bis hin zum Vorderkopf. Ebenfalls beim Schneiden gibt es Unterschiede: Wir ziehen alles sehr vertikal nach unten und schneiden horizontal ab. Die finnischen Auszubildenden ziehen vom Körper weg und schneiden vertikal ab. Das Ergebnis ist im Endeffekt das gleiche.

Mit diesen Themen haben wir die ersten 1,5 Wochen verbracht. Anschließend sind wir in einen richtigen Salon gekommen namens „New Day“. Dort haben wir zwei super liebe Gesellinnen kennengelernt, Julia und Catharina. Den beiden gehört der Salon. In Finnland ist es tatsächlich so, dass man keinen Meistertitel braucht, um sich selbstständig zu machen, dies kann man direkt nach der Freisprechung als Gesellin/Geselle tun. Es ist auch üblich, dass jeder Geselle/jede Gesellin, der/die keinen eigenen Salon hat, in einem Salon arbeitet und Stuhlmiete zahlt und das restliche Geld für sich behält. Das heißt, diese sind auch selbstständig, nur ohne eigenen Salon. In Deutschland ist es üblich, dass du in einem Angestellten-Verhältnis arbeitest, wenn du nicht dein eigenes Geschäft hast. Im „New Day“ durften wir auch wieder sehr viel. Die beiden Friseurinnen haben auf deren Social Media Plattformen gepostet, was wir können und die Kunden aufgefordert, Termine zu machen. Wir hatten jeden Tag nette Kunden, an denen wir uns ausprobieren konnten. Ich für meinen Teil, durfte in der letzten Woche, am letzten Tag, Catharina die Haare bunt färben. Das hat sehr viel Spaß gemacht und das ist mir auf jeden Fall im Kopf geblieben. Das „New Day“ hat sehr viel Wert auf ökologische, organische Produkte gelegt. Sie haben zum Beispiel mit Henna und Indigo-Farbe gearbeitet, hatten ein spezielles Algentreatment, was Haar und Kopfhaut „gedetoxt“ hat und auch deren Produkte, wie Shampoo, Conditioner, Stylingprodukte etc. waren Organic. Wassersparende Brauseköpfe und normale Produkte, die man sonst im Salon braucht, wie Spülmittel oder Toilettenpapier, waren auch ökologisch. Insgesamt eine sehr spannende, aufregende Erfahrung, die ich/die wir nicht missen möchte/n.

Den ersten Donnerstagabend, hatten wir ein kleines Zusammenkommen mit ein paar finnischen Schülern, wo wir finnisches Gebäck gebacken haben und ein paar kleine Spiele gespielt haben. Dadurch haben wir uns alle etwas besser kennengelernt. Den ersten Samstag wurden wir in ein Sommerhaus in Närpes eingeladen, wo wir wieder spaßige Spiele zusammen gespielt haben, die traditionelle finnische Sauna testen konnten und finnische Spezialitäten wie Fisch und Lakritze probieren durften. Den darauffolgenden Montag, haben wir eine Präsentation von Vaasa bekommen, in der wir einiges über die Stadt und die Kultur erlernen durften. Wenn wir wollten, konnten wir sogar eine Postkarte verschicken, weil die Dame das sehr wichtig fand, „alte“ Traditionen beizubehalten, da heutzutage keiner mehr Postkarten schreibt. Am zweiten Sonntag, waren wir dann nocheinmal auf Erkundungstour zu bekannten Zielen rund um Vaasa. Unser erster Halt war die Raippaluoto-Brücke, die sehr mächtig und erstaunlich war. Danach sind wir am Björköby angehalten. Von dem Standpunkt aus konnte man die Brücke sehr gut betrachten. Anschließend war unser letzter Stopp Fjärdskär, dort ist die Natur wirklich atemberaubend. Wir haben eine Wanderung von 4 km gemacht, haben uns den bekannten Aussichtspunkt angesehen, alle zusammen gegrillt und traditionelle Tänze getanzt.

Im Großen und Ganzen war das eine super Zeit! Wir sind zu zwölft als Gruppe alle extrem zusammengewachsen, haben die Zeit als sehr intensiv, aber wunderschön und erfahrenswert wahrgenommen. Wir würden das alle immer wieder in Betracht ziehen und freuen uns, dass wir die Möglichkeit bekommen haben. Das kann ich/können wir nur jedem empfehlen!

Bautechnische Assistentin/Bautechnischer Assistent

Durch das Erasmus+ Programm wurde es uns ermöglicht, in Form eines Praktikums im Ausland ohne anfallende Kosten gemeinsam für drei Wochen nach Finnland zu fliegen. Und nun werden wir genauer schildern, was wir dort gemacht und erlebt haben.

Nach der Ankunft in Finnland am Sonntag, dem 3.9.2023 hatten wir zuerst das Vergnügen, am darauffolgenden Montag die Schüler der Touristenklasse in Vaasa kennenzulernen, mit welchen wir auch den Rest unseres Tages verbrachten und Näheres über die Stadt Vaasa lernten. Am Dienstag begann zwar noch nicht die Arbeit, aber es ging los in Richtung Praktikum, denn zuvor hatten wir ein Vorstellungsgespräch mit unserem Vorgesetzten. Wir waren eingesetzt am Bau-Campus und auf den Baustellen der Partnerschule Vamia und hatten dort mit den zuständigen Lehrern unser Vorstellungsgespräch. Am Mittwoch sollten wir dann zum „Sampo-kampus“ von Vamia, um einen Test abzulegen, damit wir unser Sicherheitszertifikat erlangen, um ab Donnerstag mit der Arbeit, also dem Praktikum, beginnen zu können. Das herausfordernde an dem Test, der Online stattfand, war es, dass dieser eine Länge von fünf Stunden hatte und man die ganze Zeit gut aufpassen musste, um nichts zu verpassen. Außerdem war der Test auf Englisch. Mit ein bisschen Unterstützung durch die finnischen Lehrer, wenn wir eine Frage nicht beim ersten Mal verstanden haben, sind wir aber alle drei gut durch den Test gekommen.

Ab Donnerstag haben wir dann immer innerhalb der Woche gearbeitet und uns ist auch dabei Einiges aufgefallen, wovon wir nun berichten werden. In Finnland findet die 3-jährige Bau-Ausbildung nicht wie bei uns im Betrieb statt, sondern in der Schule und es gibt ein Praktikum in einem Betrieb in jedem Jahr. Als Bautechnische Assistenten kennen wir das, weil wir ja auch eine schulische Ausbildung mit Praktikum machen. Eine Ausbildung, wie bei uns die Bautechnischen Assistenten, gibt es aber so in Finnland nicht. Daher waren wir auf den Baustellen der Schule eingesetzt und haben dort mitgearbeitet. Das war für uns ganz schön, weil wir, statt wie bei uns in der Schule mit viel Arbeit am PC, hier viel praktisch arbeiten konnten.

Die Arbeiten, die wir zu verrichten hatten, waren überaus abwechslungsreich. Die Aufgaben waren Laminat verlegen, Dachziegel abnehmen und Bretter streichen, um nur ein paar davon zu nennen.

Ganz faszinierend ist, dass wir mitbekommen haben, dass die Häuser und auch andere Dinge, die dort im Unterricht gebaut werden, auch tatsächlich verkauft werden. Natürlich dauert es länger als bei einer Baufirma, bis die Dinge fertig sind, einiges wird auch mehrfach wiederholt und verbessert. Dafür zuständig sind die Lehrer, die dort unterrichten. Aber am Ende sind die Sachen so, dass sie verkauft werden können. In der einen Siedlung, in der wir auf dem Bau mitgearbeitet haben, stand schon ein anderes Haus von der Schule, was verkauft und bewohnt ist.

Die finnischen Schüler, also Auszubildenden, scheinen manchmal das Sprichwort: »In der Ruhe liegt die Kraft« überaus ernst zu nehmen, denn während unserem Aufenthalt auf der Baustelle haben wir gerade mal von 8 bis 13:30 Uhr gearbeitet, mit Kaffeepause um 9 Uhr und Mittagessen um 11 Uhr. Mit anderen Worten, wir hatten den Eindruck, die Finnen haben nicht so lange Schule, wenn sie in ihren Projekten auf der Baustelle sind und arbeiten und haben dann auch noch mehrere Pausen. Das könnte man, unserer Meinung nach, ruhig auch in Deutschland implementieren. Außerdem hatten wir den Eindruck, dass bei uns in Deutschland an mancher Stelle etwas genauer gearbeitet wird bzw. auch nicht so viele Fehler oder Ungenauigkeiten, die von den Schülern gemacht werden, zugelassen und dann korrigiert werden.

Alle Menschen, die wir während unserer Zeit in Finnland kennenlernen durften, waren überaus höflich und zuvorkommend. Wenn wir erneut die Möglichkeit bekommen würden, eine Reise nach Finnland durch Fördergelder von einem Erasmusprojekt ermöglicht zu bekommen, würden wir diese auf jeden Fall erneut ergreifen.

Hauswirtschafterin

Hallo, ich bin Carina, komme aus der Klasse HW22 und bin im zweiten Ausbildungsjahr als Hauswirtschafterin. Mein Berufspraktikum in Vaasa/Finnland war in einem Restaurant von der Partnerschule Vamia. Das Restaurant heißt „Silveria“.

Hier gehen Lehrkräfte, Leute von außen, also aus der Umgebung, und manchmal auch die Schüler in der Mittagspause essen. Es gibt immer ein Salatbüffet, eine Suppe, drei Hauptgerichte zur Auswahl (Fisch, Fleisch oder Vegetarisch) und einen Nachtisch. Außerdem Wasser und eine Art finnisches Malzbier. Die Küche und den Service machen die Auszubildenden der Schule aus dem Bereich Köche und Service. Ich habe dort in der Küche und auch im Restaurant gearbeitet.

Mein Praktikum startete gleich am zweiten Tag, also am Dienstag, um 8.00 Uhr in der Küche. Dort habe ich die Leute kennengelernt, die dort Unterricht hatten und die Lehrkräfte, die mich im Praktikum betreut haben. Am ersten Tag habe ich die Rote Bete für das Mittagessen vorbereitet. An allen anderen Tagen in der Küche habe ich unterschiedliche Gerichte zubereitet und auch angerichtet oder ausgarniert.

Am Mittwoch war ich dann im Restaurant eingesetzt. Auch dort habe ich wieder die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte kennengelernt, die Aufgaben gezeigt bekommen, die gemacht werden müssen und dann mitgearbeitet. Ich habe die Tische kontrolliert, ob diese in einer Linie sind. Wenn die Gäste fertig mit essen waren, habe ich die Tische wieder eingedeckt, das Essen und dann die Desserts an die Gäste verteilt und zum Schluss noch das Besteckt poliert.

Mein Praktikum war dann so, dass ich in jeder Woche immer abwechselnd drei Tage in der Küche und zwei Tage im Service mitgearbeitet habe. Mir hat das Praktikum dort echt viel Spaß gemacht. Alle Leute waren sehr nett und ich würde dort jederzeit gerne wieder ein Praktikum machen. Auf den Bildern könnt ihr ein paar Eindrücke sehen.

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