Austausch in der beruflichen Bildung mit unserer Partnerschule dem „Lycée professionnel Tony GARNIER“ in Lyon Bron

Das RBZ1 ist mit einer Gruppe von Berufsschülern aus dem Bereich Bau (Fliesenleger, TischlerInnen, Zimmerer und Bautechnische Assistenten) vom 14.05.2018 – 03.06.2018 zu Gast in Lyon (Frankreich) gewesen.

Dieser Austausch befähigt die Teilnehmer zu einem wirklichen Erleben des Berufsalltages sowie des Soziokulturellen-Umfeldes. Die Mobilität und Flexibilität der jungen Erwachsenen ergibt sich aus den mindestens drei-wöchigen Aufenthalten im jeweiligen Partnerland. Während dieser drei Wochen arbeiten die Austauschteilnehmer in Betrieben der Bauberufe, erlernen im Tandemverfahren in der Schule die Sprache und erleben in gemeinsamen Ausflügen landestypische und kulturelle Besonderheiten der jeweiligen Region. 

Im Folgenden Berichten die Auszubildenden über Ihre Erfahrungen und Eindrücke gesammelt nach den teilnehmenden Ausbildungsberufen:

 

TischlerInnen

Katharina:

Am Montag, dem 14. Mai 2018, ging es nach vorherigen Vorbereitungstreffen, die mehrere sprachliche Unterrichtseinheiten beinhalteten, nun endlich los. Um halb acht trafen sich alle Beteiligten an der Berufsschule, um dort von einem Fuhrunternehmen zum Hamburger Flughafen gebracht zu werden. Einige Stunden später  nach Flug und Busfahrt erreichten wir unsere Unterkunft - ein Studentenwohnheim (sprich: Einzelzimmer und eigenes Badezimmer für jeden) - und beendeten den ersten Tag mit einem Abendessen in der Schule, die einige U-Bahn-Stationen entfernt gewesen ist, wodurch wir schon einen kleinen, kurzen Kontakt mit der französischen Kultur hatten.

Die erste Woche verbrachten wir in der französischen Partnerberufsschule, wo wir nicht nur einen Tandem-Sprachkurs mit unseren französischen Austauschpartnern durchführten, um die Grundkenntnisse der französischen Sprache näher gebracht zu bekommen, sondern auch einen Rundgang durch die recht gut ausgestattete Schule machten und somit einen kleinen Einblick in das Ausbildungssystem der Franzosen bekamen, welches sich v.a. darin unterscheidet, dass es meist rein schulisch und nicht dual wie in Deutschland stattfindet. Des Weiteren war einer der Nachmittage mit einer Stadtrallye gestaltet, in der wir in mehreren Gruppen unter Leitung unserer französischen Partner Lyons wunderschöne Altstadt mit ihren historischen Gebäuden und eindrucksvollen Wandmalereien gezeigt bekamen.

 

Überhaupt hatten wir ein tolles Freizeitprogramm, welches auf Grund der Arbeit in den Betrieben hauptsächlich am Wochenende stattfand und aus Kletterpark, Bootsfahrt auf der Rhône, Stadtteilführung, einer wunderschönen Fahrradtour, einer Besichtigung eines Automuseums (Lyon ist einer der Hauptautomobilentwicklerstädten in der damaligen Zeit in Frankreich gewesen) und Picknick im Park bestand. Des Weiteren habe ich persönlich immer wieder die noch verbleibenden freien Stunden genutzt, um die Stadt und die für mich sehenswerten Gegenden zu erkunden - alleine oder mit einer kleinen Truppe zusammen.

 

Nachdem wir noch an dem Freitag der ersten Woche  in kleinen Gruppen mit je einem französischen Partner unsere Betriebe besucht hatten und somit zum einen den Arbeitsweg kennengelernt, aber auch uns vorgestellt und letzte Fragen bzgl. Arbeitskleidung und Arbeitszeiten geklärt hatten, ging es dann in der darauffolgenden Woche nach Pfingstmontag „endlich“ los und jeder für sich startete in seinen französischen Arbeitsalltag.

So machte auch ich mich morgens um halb sieben auf den Weg zu meiner Firma, die zwar nicht außerhalb lag, aber dennoch mit einer 45-minütigen Fahrt mit Metro und Bus verbunden war.

Meine Firma ähnelte vom Aufbau meinem deutschen Ausbildungsbetrieb, die Werkstatt war lediglich etwas kleiner, was aber durch die große Mitarbeiteranzahl auf den Baustellen wieder ausgeglichen wurde, da diese Firma hauptsächlich (nach meinem Eindruck) Teile bestellt und vor Ort einbaut. Wie sich herausstelle, handelte es sich bei den meisten Mitarbeitern um Portugiesen, die zwar französisch sprechen konnten, sich aber untereinander häufig in ihrer Landessprache unterhielten, was meine Verständigungsprobleme auf Grund meiner nicht vorhandenen Portugiesischkentnisse vor eine weitere Herausforderung stellte.

 

Die ersten drei Tage verbrachte ich in der Werkstatt, in der viel MDF verarbeitet wurde, zum einen für Türanschläge (ein Fachgebiet dieser Firma ist u.a. der Einbau von Türen jeglicher Art), zum anderen aber auch für Fuß- bzw. Anschlagleisten und, während ich dort war, wurden auch (wie man auf den Bildern von mir sehen kann) Stuckleisten aus MDF gebaut.

Die restlichen Tage meines Praktikums verbrachte ich dann auf der Baustelle - hauptsächlich auf einer Großbaustelle, bei der ein 15. stöckiges Hochhaus gebaut wurde, weshalb ich auch anderen Gewerken wie Fußbodenleger, Trockenbauern, Elektrikern, Malern etc. hin und wieder über die Finger schauen konnte. Meine Hauptaufgabe dort bestand im Türeneinbau und in der Fußleistenmontage, was sich für mich als durchaus interessant gestaltete, auch wenn ich nicht immer mit anpacken durfte, da ich normalerweise eher im Möbelbau ausgebildet werde. Des Weiteren war ich auf zwei anderen Baustellen, auf denen wir Garantiearbeiten gemacht haben (u.a. sogar einmal in der Nähe von Genf in den Alpen).

Dank meines elektronischen Wörterbuches und des Google-Übersetzers schaffte ich es immer wieder kleine Unterhaltungen zu führen und, unterstützt durch Hände und Füße, konnte mir vermittelt werden, was zu tun war.

Im Allgemeinen entspricht die Arbeitsmentalität in Frankreich, so wie ich es mitbekommen habe, im Vergleich zu Deutschland eher einer südländischen. Der Tischler in der Werkstatt arbeitet 35 h und auf dem Bau 39 h, wobei auch viiiiel Pause gemacht wird. Des Weiteren musste ich feststellen, dass Frauen im Handwerk in Frankreich noch weniger vorkommen als in Deutschland, so dass mir nicht immer so viel zugetraut wurde.

 

Alles in allem bin ich am Sonntag, den 3. Juno, nach drei Wochen mit einem zufriedenen Gesicht nach Hause gefahren und dankbar dafür, an diesem Austauschprogramm teilgenommen zu haben. Auch wenn zwischendurch nicht alles rosig war– es war manchmal anstrengend (gerade die fehlenden Sprachkenntnisse und Fachbegriffe erforderten viel Kraft) -, habe ich die Chance gehabt, in einem anderen Land zu arbeiten, die dortige Arbeitsmoral kennenzulernen, zu sehen, wie andere Firmen funktionieren und Dinge anders ausgeführt werden.

 

Joseph:

Mein Name ist Joseph Fichtner, ich bin 21 Jahre alt und befinde mich im zweiten Lehrjahr in der Ausbildung zum Tischler in der Firma Muhlack Kiel GmbH. Mein Betrieb ist verhältnismäßig groß, arbeitet überwiegend mit Plattenwerkstoffen, und ist im Innenausbau tätig. Mit dem Austausch nach Frankreich hatte ich mir mal das Gegenteil erhofft. Einen Einblick in das Arbeitsleben eines kleinen Betriebs der mit Vollholz arbeitet. So habe ich auch meinen Wunsch geäußert und bin davon ausgegangen das ich in einem Betrieb landen werde, der diese Vorstellung einigermaßen erfüllt. Am letzten Tag des Tandemsprachkurses sind wir in kleinen Gruppen zu den Betrieben gefahren um uns vorzustellen und Arbeitszeiten sowie Arbeitskleidung abzusprechen.

Am Dienstag begann das Praktikum, da Pfingstmontag in Frankreich ebenfalls ein Feiertag ist. Mein Betrieb war etwas weiter außerhalb von Lyon, sodass ich morgens eine gute Stunde dorthin unterwegs war. Das war in Ordnung, da die regulären Arbeitszeiten von 8-17 Uhr in meinem Betrieb waren. Am ersten Tag fuhr ich etwas früher los, damit ich auf jeden Fall pünktlich erscheine. Dort angekommen stand das Tor zur Tischlerei auf, welche ich vorher noch nicht gesehen habe. Ich ging hinein, und sah meinen Ausbildungsbetrieb in klein. Neue Zuschnittmaschinen und Plattenwerkstoffe, keine Kreissäge und kein Vollholz. Na gut, dann weiß ich wenigstens womit ich es zu tun habe dachte ich mir und suchte nach Mitarbeitern. Etwas weiter hinten bei einer kleinen CNC standen 3 Franzosen. Ich ging zu ihnen und teilte ihnen auf Französisch mit, dass ich der Praktikant aus Deutschland sei. Als ich dann auf englisch weitersprach, guckten sie mich kurz irritiert an. Das, was ich mit meinen Französischkenntnissen aus 5 Treffen vor dem Austausch und 5 Tagen Tandemsprachkurs verstand, war nichts Gutes. Nur einer konnte ein bisschen englisch, und es stellte sich schnell heraus, dass ich mit ihm nicht viel zu tun haben werde. Ein guter Start sah für mich in diesem Moment anders aus.

Ich erfuhr, dass ich jeden Tag zu einem anderen Privatkunden fahren werde. Diese Woche mit Filipe, einem Leiharbeiter, und Romain, dem Sohn des Chefs. Zu meinem Glück konnte Filipe ein bisschen englisch, 3-4 Wörter auf Deutsch, italienisch und spanisch. Romain sprach nur französisch. So diente Filipe als Sprachrohr zu Romain, soweit er mich verstand. Das war alles gar nicht so einfach wie ich es mir erhofft hatte. Aber da die Arbeit zu 90% die gleiche wie in Deutschland war, brauchte man nicht viel reden. Ich sah mir die Zeichnungen auf dem Weg zum Kunden an, dachte mit und lernte während der Arbeit Wörter für Werkzeuge und Bauteile.

In der zweiten Woche war Filipe nicht mehr da und ich musste alleine mit Romain zu den Kunden fahren. Romain, der nur französisch sprach, und Joseph, der kein französisch sprach. Es hätte keine bessere Kombi geben können. Zum Glück habe ich mir über das Wochenende eine sehr gute Übersetzer App mit Diktierfunktion runtergeladen. Anfangs war ich skeptisch, doch mit der App konnten wir uns ziemlich gut unterhalten. Es war irgendwie komisch immer übers Handy zu kommunizieren, aber es war besser als sich nur anzuschweigen. Romain und ich verstanden uns trotz der Kommunikationsprobleme sehr gut, er war sehr erfreut über meine gute Arbeit und zeigte mir dies auch. Nachdem ich in der ersten Woche viele Überstunden machte, lud er mich in der zweiten Woche des Öfteren zum Mittagessen ein, zeigte mir die anderen Geschäftsstellen, seine eigene Fabrik und fuhr mich nach dem Feierabend zur Metrostation. Wir tauschten Telefonnummern aus, falls ich nach meiner Ausbildung bei ihm arbeiten möchte.

Ich bin sehr froh, dass ich an dem Austausch teilgenommen habe. Es hat mir einen guten Einblick in das Arbeitsleben in Frankreich verschafft und zeigte mir auf welchen Stand ich selber bin. Ich lernte neue Leute kennen, mit denen ich mich sicherlich auch nach dem Austausch treffen werde. Das Programm neben dem Praktikum war abwechslungsreich, vom kulturellen bis zum Sport war alles dabei. Ich kann es jedem empfehlen der mal Lust auf frischen Wind in der Ausbildung hat. Auch wenn man kein Sprachgenie ist, kommt man irgendwie durch, zur Not mit Händen und Füßen. Das Praktikum gefiel mir im Endeffekt sehr gut, auch wenn es nicht meiner Vorstellung entsprach.

 

Zimmerer

Kathrin:

In Frankreich angekommen, bestand unsere erste Woche aus einem Tandemsprachkurs. Das bedeutet, dass sowohl wir deutschen Schüler als auch die französischen Schüler sich getroffen haben, um jeweils dem Anderen die Sprache näher zu bringen. Durch dieses Programm begleitete uns Herr Lipp mithilfe von kleinen Spielen, direkten Gesprächen und natürlich das Kennenlernen mit den Franzosen.

Danach wurde ich einem Maurerbetrieb zugeordnet, bei dem ich die nächsten zwei Wochen arbeiten sollte.
Mein Arbeitstag begann um 9 Uhr zuhause bei meinem Chef, Johnny. Dann fuhren wir zur Baustelle und er erklärte mir was unsere Aufgaben seien, für die nächste Zeit. Johnny hatte zuvor eine Trennmauer zwischen zwei Grundstücken erbaut, die wir nun Verputzen sollten. Auf der einen Seite der Mauer haben wir den Reibeputz angewendet. Auf der anderen Seite eine Art Spritzputz, doch leider fehlte das richtige Werkzeug dafür und somit improvisierte Johnny, in dem er zwei Äste eines Koniferenbusches abknickte, in den Mörtel tauchte und gegen die Mauerwand peitschte. Mit dieser Methode verfuhren wir weiterhin und es sah erstaunlicherweise gut aus.

Einen direkten Vergleich der Arbeitstechniken zwischen einem Maurerbetrieb in Frankreich und in Deutschland kann ich leider nicht ziehen, aus dem Grund, dass ich im Zimmerergewerk tätig bin. Leider habe ich keine Erfahrungen in einer Zimmerei in Frankreich bekommen können, jedoch kann ich feststellen, dass das Arbeiten in Frankreich wesentlich entspannter zugeht.

 

Malte:

5:30 Uhr, der Wecker klingelt und der lange geplante Austausch soll nun beginnen. Die Koffer sind gepackt und nachdem das fünfte Mal geprüft wurde ob auch nichts vergessen wurde, konnte es nun endlich zum Treffen an der Schule losgehen Nachdem wir am Hamburger Flughafen angekommen waren und unser Gepäck aufgegeben hatten, kam auch schon die Durchsage, dass unser Flug eine Stunde Verspätung habe. Um 12 Uhr ging es dann mit der Lufthansa erst einmal nach München und von dort aus weiter nach

Lyon. Der moderne Flughafen sah beeindruckend aus. Die Unterkunft im Stadtteil Bron war klein aber fein, also für die nächsten drei Wochen definitiv auszuhalten.

Am nächsten Tag ging dann der Tandem-Sprachkurs in der Schule Tony Garnier los. Leider haben nur zwischen fünf und sieben Franzosen an dem Tandemkurs teilgenommen, weshalb das System kurzerhand geändert werden musste. Zwei Schüler aus Deutschland und ein Schüler aus Frankreich bringen sich gegenseitig die eigene Sprache bei. Dies stellte sich kurze Zeit später auch schwieriger dar als zuvor gedacht. Der deutsche Wortschatz der Franzosen, bis auf eine Ausnahme, ließ sich leider an zwei Händen abzählen. Es mag vielleicht am Alter gelegen haben, denn die Franzosen waren alle zwischen sechzehn und achtzehn Jahren alt, dass fast alle Austauschschüler keine Lust hatten unser Französisch zu verstehen, was die Kommunikation weiter erschwerte. Dank des tragbaren Übersetzers auf jedem Handy konnte man sich letztendlich doch ein wenig verständigen. Der Tandemkurs war eine nette Erfahrung und die Stadtführung mit den französischen Austauschpartnern hat auch Spaß gemacht, doch sprachlich hat mich der Kurs leider nicht weitergebracht.

Doch bevor es in den Betrieben losging, hatten wir ja noch das lange Wochenende. 

Den Samstag verbrachten wir mit einer tollen Stadtführung und den Abend verbrachten wir mit ein paar Leuten an der Rhône. Den Sonntag trafen wir uns an der Rhône für eine Bootstour. Der Montag wurde aktiver gestaltet und es ging mit der Funiculaire hinauf Richtung Kathedrale in einen nahegelegenen Hochseilgarten.

Am Dienstag begann dann der erste Arbeitstag und meine Motivation zu Mauern lag bei null. Beim

angekommen, stellte sich dann allerdings heraus, dass unser Chef ein lockerer und spaßiger Typ war. Des Öfteren würden wir auf Bier und Kaffee eingeladen, denn hier möchte sich keiner kaputtarbeiten, lange ausgiebige Pausen sind hier Alltag. Wir haben eine elastische Fuge von Terrasse an die Hauswand gesetzt, eine Mauer verputzt und viele nette Gespräche mit unserem Chef geführt. Leider musste ich vorzeitig mit dem Praktikum aufhören, da mein

Gesundheitszustand es leider nicht mehr zuließ.

Das folgende Wochenende startete im thailändischen Restaurant. Der

Aufenthalt dort war für Herrn Clausen und mich aber recht kurz, da wir uns kurzerhand entschieden haben, beim Rugby zuzuschauen. Im Groupama Stadium fand das Halbfinale der TOP14 in Frankreich zwischen Lyon und Montpellier statt. Atemberaubende Stimmung mit knapp 59.000 Zuschauern.

Dieser Abend war mein Highlight in Lyon und zugleich das erste Rugbyspiel, welches ich live gesehen hatte. Den Samstag verbrachten wir im Automuseum und am Sonntag startete die geplante Fahrradtour entlang der Rhône, insgesamt 40 Kilometer. In der letzten Woche waren wir am Donnerstag in einem typischen Restaurant mit örtlichen Spezialitäten. Von Froschschenkeln über Schnecken bis hin zur Wurst gefüllt mit Organen war alles dabei und es schmeckt tatsächlich auch besser als es aussieht und riecht. Am Freitag wurden wir zum Grillen mit allen Teilnehmern des Austausches in die Schule Tony Garnier eingeladen. Für den letzten Tag in Lyon haben wir einen Besuch auf dem Flohmarkt geplant. Anschließend geht es ins Kino und zum Glück werden die meisten Filme auf Englisch gespielt.

 

Am Sonntag geht es schon früh wieder zurück, sodass wir um 12 Uhr in Hamburg landen. Die drei Wochen vergingen wie im Flug und letztendlich war es eine schöne Erfahrung. Es hat Spaß gemacht mit der Gruppe in Lyon seine Zeit verbracht zu haben, denn wir kommen fast alle aus unterschiedlichen Gewerken und die wenigsten kannten sich vorher. Trotzdem haben sich alle super miteinander verstanden und wir haben viele lustige Abende zusammen erlebt.

 

Hannes:

Der Austausch nach Lyon war meiner Meinung nach ein voller Erfolg. Schon der einleitende Sprachkurs in der Schule und das damit verbundene Kennenlernen der anderen Teilnehmer war stets ein angenehmes Erlebnis. Die Gruppe war ein recht bunter Haufen mit verschiedensten Charakteren.

Die erste Woche Aufenthalt in Lyon wurde bereits Dienstag von einem kleinen Schock für uns Zimmerer überschattet. Wahrscheinlich einem Flüchtigkeitsfehler bei der Übersetzung der Berufe zu verdanken, wurden wir Vier allesamt Maurerbetrieben zugeordnet. Zum Ende der Woche konnte das Problem zumindest bei zweien von uns gelöst werden und so konnten wir gut gelaunt das Praktikum beginnen.

Der Tandemsprachkurs in der Tony Garnier Berufsschule hatte seine Schwierigkeiten. Die französischen Schüler konnten sich kaum auf einer anderen Sprache verständigen als auf Französisch. Da die meisten von uns (eigentlich alle) nur über sehr begrenzte Französischkenntnisse verfügten, konnte es schon öfter mal zu Missverständnissen kommen. Meistens konnten Sanja und Kay-Uwe aber bei Sprachbarrieren weiterhelfen.

Das Praktikum in der Tischlerei SelBois hat mir sehr gut gefallen. Der Chef, und auch einzige Angestellte der Firma, Pol Selbman war sehr freundlich und geduldig mit mir. Trotz der Sprachbarriere (Pol spricht kein Englisch, geschweige denn Deutsch) haben wir uns gut verstanden. Zudem war ich so gezwungen mein Französisch immer weiter aufzubessern. Hauptsächlich haben wir Mezzanin Plattformen (eine Art Extra Geschoss) gebaut. Zwischendurch sind wir öfter in eine andere Tischlerei gefahren, in der Pol die Maschinen benutzen darf. Dort fand der Zuschnitt für spezielle Teile statt.

Alles in allem war die Arbeit in Lyon ähnlich der in Deutschland. Ich habe die gleichen Werkzeuge benutzt und die Projekte waren auch sehr ähnlich. Der größte Unterschied war die Arbeitszeit. Während bei uns ab 07:00 Uhr gearbeitet wird, fing mein Arbeitstag erst um 08:30 an. Was mir persönlich jedenfalls sehr gelegen kam.

Das Kulturprogramm mit der Gruppe war gut geplant. Ich persönlich fand die sportlichen Aktivitäten wie den Klettergarten und die Fahrradtour sehr gut. Aber auch das gemeinsame Essen gehen empfand ich als gute Möglichkeit der Gruppenstärkung und des kulturellen Austausches.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass der Austausch einem die französische Kultur und vor allem das dortige Arbeitsleben deutlich nähergebracht hat.

 

Bautechnische Assistentin

Lena

Die erste Woche in Lyon hatten wir in der Partnerschule den Tandem Sprachkurs. Wir bekamen verschiede Aufgaben, die wir mithilfe der Franzosen, lösen mussten. Dabei ging es überwiegend um die Sprachkenntnisse, die wir in den 3 Wochen Aufenthalt brauchten. Die Methoden, die der Sprachlehrer auswählte, waren sehr gut. Es war sehr lustig und es wurden zwischendurch kleine Spiele gemacht. Dadurch lockerte sich die Stimmung relativ schnell bei allen und es war produktiv zugleich. Nach den Kursen hatten wir immer etwas Zeit für uns. Das war eine gute Gelegenheit die Stadt zu erkunden bis es abends wieder in die Schule ging zum Abendessen. Zum Ende der Woche zeigten uns die Franzosen Lyon. Wir bekamen von unserem Lehrer einen Zettel, wo kleine Anregungen draufstanden. Mithilfe der Franzosen sind wir dann zu den Sehenswürdigkeiten gelangt. Am letzten Tag der Woche sind wir, in kleinen Gruppen, zu den verschiedenen Betrieben gefahren und haben uns einzeln vorgestellt. Ein weiterer Hintergrund war, dass wir den Arbeitsweg kennen lernten.

An dem 1. Wochenende bekamen wir eine kleine Tour durch Lyon mit einem Lehrer aus Frankreich. Er zeigte uns, unter anderem, Gebäude von Tony Garnier und ein großes Museum, das Confluences. Am Montag waren wir im Klettergarten alle zusammen. An den weiteren Wochenenden unternahmen wir auch kulturelle Aktivitäten, wie eine Fahrradtour durch Lyon, eine Schiffsfahrt auf der Rhone, ein Besuch im Automuseum und zum Abschluss ein Grillfest mit den Franzosen.

Ab der 2. Woche fing das Praktikum an. Ich war bei Mr. Poulain, ein eigenständiger Architekt, der auch für Neptune Architecture arbeitet. Er war sehr freundlich und hilfsbereit und wir konnten uns gut verständigen. Ich konnte jederzeit Fragen stellen, die er mir auch ausführlich beantwortete. Am Anfang schaute ich ihm viel über die Schulter bis ich dann das erste Mal in Vectorworks (Programm zum Zeichnen) und Photoshop arbeiten durfte. Zu dem Projekt fertigte ich eine Tabelle an. Ich habe meine erste Übung, genau wie die Tabelle, in den Anhang dieses Berichts gepackt. Da ich bis jetzt nur mit Sketch Up gearbeitet habe, war das eine sehr tolle und neue Erfahrung. In Frankreich arbeiten auch viele Architekten mit AutoCAD. Des Weiteren werden in Frankreich viele Tiefgaragen gebaut, damit die Autos nicht so viel Platz zum Bauen wegnehmen und nicht überall rumstehen. Es sieht schöner aus. Diese Idee fand ich persönlich sehr gut und würde das in Deutschland auch so übernehmen wollen. Ebenso werden so gut wie keine zweischaligen Mauerwerke verwendet, da das Klima dafür zu warm ist. Es wird eher mit einer Art Wärmedämmverbundsystem gearbeitet.

Meine nächste Aufgabe war es, in den geplanten Wohnungen, die Räume einzuzeichnen. Anhand der Art von Raum (T3 = 2 Schlafzimmer, 1 Wohnzimmer/Küche, 1 Toilette, 1 Bad) und deren spezielle Maße (2,5m breit, 2,8m breit) war das ein bisschen wie Tetris spielen. Dazu war auch wichtig, zu wissen, wo die Sonnenseite war. Es war eine tolle Erfahrung, sich darüber Gedanken zu machen. Was anders war, im Gegensatz zu Deutschland, dass die Franzosen die Toiletten und das Bad nicht zusammenlegen. Nur bei einer 2 Zimmer Wohnung.

Eine weitere Erfahrung waren die Meetings. Zu jedem Meeting nahmen wir die entsprechenden Unterlagen und Pläne mit. Eine Runde bestand zum Beispiel aus Städteplanern, Immobilienfirmen und dem Architekten. Es wurden überwiegend Änderungen besprochen und neue Termine festgelegt. Bei den Meetings wurde ich auch immer herzlich aufgenommen.

Eine weitere tolle Sache, die mir Mr. Poulain ermöglicht hat, war die Rundfahrt zu den fertig gestellten Projekten von ihm bzw. Neptune Architecture. Es war interessant zu sehen, was vom Papier und den dazugehörigen Ideen zur Wirklichkeit werden kann.

 

Im Großen und Ganzen bin ich super froh über die 3 Wochen in Lyon und dem Praktikum. Ich bin sehr stolz auf mich, wie ich das gemeistert habe. Dazu kommt, dass wir als Gruppe relativ gut klargekommen sind. Ein noch viel wesentlicherer Punkt für mich persönlich war, dass ich durch die 2 Wochen bei Mr. Poulain zu 100% jetzt weiß, dass ich Architektur studieren möchte. Also Fazit: Jeder Zeit wieder!

In diesem Sinne vielen Dank für die Möglichkeit und die Organisation dieses Programms.

 

 

Sandra:

Der Austausch nach Frankreich begann am 14.05.2018 mit dem Hinflug. Nach unserer Anreise haben wir in der Schule, wie fast jeden Abend, zu Abend gegessen. In der ersten Woche hatten wir einen Tandem-Sprachkurs. Dort lernten wir die

französischen Schüler kennen, die mit uns den Austausch machen. In dem Kurs wurde uns auf gute Weise die französische Sprache nähergebracht. Am Donnerstag hatten wir zusammen mit den französischen Schülern eine Stadtrallye gemacht, dort haben diese uns einige Sehenswürdigkeiten gezeigt und die wichtigsten Fakten über diese erklärt.

Am ersten Wochenende haben wir am Samstag das Musée des Confluences besichtig, am Sonntag haben wir eine Bootstour auf der Saône gemacht. Am Montag der zweiten Woche sind wir zusammen in einen Hochseilgarten gegangen.

Dann begann am Dienstag auch schon das Praktikum für uns alle. Mein Betrieb hat mich super freundlich aufgenommen. Die Kommunikation hat in Englisch sehr gut funktioniert, auf Französisch war es schwieriger.

Ich habe eine Aufgabe zugeteilt bekommen, die für mich machbar war, aber trotzdem eine

Herausforderung. An 2 Tagen durfte ich mit zu einer Baustellenbesichtigung fahren, dort wurde nur auf

französisch gesprochen. Daher konnte ich nicht allzu viel mitbekommen, aber habe einen anderen Eindruck von einer Baustelle bzw. einer renovierungsbedürftigen Wohnung bekommen. Die Häuser sind im Gegensatz zu Deutschland anders aufgebaut und kleiner. Die Eingänge erfolgen fast alle ohne Schlüssel und mit einem Code, den man an der Tür eingeben muss. Das 2. Wochenende am Samstag haben wir etwas außerhalb von Lyon das Automuseum besucht, das war sehr interessant.

Am Sonntag haben wir eine Fahrradtour gemacht, dort haben wir an einem See angehalten, wo wir uns abkühlen konnten, danach haben wir uns auf den Rückweg gemacht. In der 3. Woche am Freitag haben wir zusammen mit den Leuten, die uns in Frankreich unterstützt haben ein BBQ gemacht. Das war ein sehr schöner Abschlussabend zusammen.

Den letzten Samstag konnten wir uns frei nach unseren Wünschen gestalten. Am Nachmittag haben wir zusammen ein Picknick im Parc de la Tête d’Or gemacht. Sonntag früh um 4 Uhr haben wir uns zurück auf den Weg nach Deutschland gemacht.

 

Fliesenleger

Nüsrettin

Im Großen und Ganzen hatte ich sehr viel Spaß an dem Austausch in Lyon/ Frankreich. Die erste Woche begann damit, dass wir als Gruppe in der dortigen Berufsschule einen Sprachkurs besucht haben um im Alltag zurecht zu kommen, wobei wir auch als Gruppe die Altstadt und ein paar

Sehenswürdigkeiten besichtigen haben. Am Freitag lernten wir unsere Betriebe für die Praktika kennen in dem wir dort hinfuhren um uns den Verkehrsweg anzueignen. Mir wurde der Fliesenbetrieb Lamti zugeteilt an dem ich das Praktikum als Fliesen,-Platten,-Mosaikleger machen wollte. Die Arbeitswoche begann damit das ich in den falschen Bus eingestiegen bin und statt zum Betrieb zu fahren ungewollt eine Stadtrundfahrt gemacht habe, zum Glück konnte ich mich einigermaßen mit dem Busfahrer verständigen, sodass er mir zum richtigen Bus in richtig Betrieb verholfen hat. Gegen 9 Uhr kam ich

im Betrieb an und musste leider feststellen das niemand dort war. Nach einem Telefonat mit der Lehrerin und dem Chef des Betriebes wurde mir gesagt das leider alle auf Baustelle sind und ich doch bitte am Dienstag erscheinen soll. Am Dienstag fing die Arbeitswoche für mich pünktlich um 7.30Uhr an und ich lernte meinen dortigen Chef kennen und wurde gleich zur Baustelle außerhalb mit dem Kollegen Duni zugewiesen. Für die restliche Woche und die darauf Folgende Woche war ich ins gesamt auf 3 Baustellen und 2 Kleinen Privatreparaturen dabei. Meine Aufgaben die mir zugeteilt

wurden waren Kleber anrühren, verfugen, Fliesen schneiden und Material ein und ausladen, ein paar Fliesen durfte ich auch ankleben. Unterschiede in punkto Arbeitsausführung konnte ich großen und ganzen nicht wirklich feststellen, außer dass sie in Punkto Lot und Waagerecht der Fliesen etwas mehr Toleranz haben und eher lockerer Arbeiten als wir in Deutschland, aber dafür achten wir in Deutschland mehr auf Genauigkeit. In Punkto Arbeitssicherheit könnten sie sich jedoch eine Scheibe von Deutschland abschneiden, denn Arbeitsschuhe wurden eher weniger getragen.

Mein Fazit: Es war eine tolle Erfahrung, die ich erleben durfte obwohl es mir manchmal mit dem Verständigen schwer fiel jedoch meistens es doch gut gemeistert habe.

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